Tatiana Franchetti-Twombly – Photographien

Die Photographien von Tatiana Franchetti-Twombly (1934-2010) zeigen den Künstler Cy Twombly in einer Zeit, 1959 bis 1963, die für die Entwicklung seiner Malerei von entscheidender Bedeutung ist. Cy Twombly entdeckt die alte und neue Poesie, befaßt sich mit der homerischen Kulturgeschichte und interpretiert sie in seinen Werken, als sei diese nicht vor mehreren tausend Jahren, sondern erst gestern oder heute geschehen. In den Bildern verwebt sich diese Welt der Mythen mit den persönlichen Erfahrungen seines Lebens.

Tatiana Franchettis Aufnahmen entstanden während gemeinsamer Aufenthalte in den Sommermonaten im Val Gardena in den Dolomiten, im märchenhaften Skulpturenpark von Bomarzo oder bei Wanderungen zu antiken Stätten auf Inseln der Ägäis. Einige der schwarz/weiß Photographien zeigen den Künstler im Studio in Rom. Tatiana Franchettis Aufnahmen sind private Bilder, die Cy Twombly mit Gleichmut zugelassen hat. Nichts in diesen Photographien zeugt von der Evidenz einer Sinnfügung, eines sozialen Codes oder symbolischen Rollenspiels. Die Aufnahmen verbergen nichts. Wir sehen einen nachdenklichen Künstler, unberührt von den Fiktionen des Lebens. Sie konnten nur Jahre vor dem beginnenden Weltruhm des Künstlers entstehen, den Cy Twombly, als er damit in all seinen Erscheinungen konfrontiert wurde, skeptisch sah und als Ausdruck hypertropher Öffentlichkeit ablehnte.

Tatiana Franchetti und Cy Twombly lernten sich 1957 in Rom kennen, heirateten 1959 und lebten in Italien. Wir übernehmen die Ausstellung von der Galerie Thomas Ammann in Zürich und danken Doris Ammann für ihre Großzügigkeit. Auch die Publikation zur Ausstellung wurde von der Galerie Ammann herausgegeben. Im Kontext der Photographien, die erstmals in Deutschland ausgestellt werden, sind zwei bedeutende Bilder Cy Twomblys zu sehen.