Das Werk von Anselm Kiefer wird seit Jahren von zahlreichen Katalogbüchern begleitet. Diese Monographie, herausgegeben von Heiner Bastian, ist jedoch ein erster Band, der die bedeutendsten Bilder des Künstlers zeigt, die zwischen 1970 und 2017 entstanden sind. Die Auswahl der Werke hat Heiner Bastian getroffen, der seit Jahren als einer der profundesten Kenner des Œuvres gilt und den eindrucksvollen Text zum Werk geschrieben hat.
Die Bilderwelt Anselm Kiefers beginnt mit philosophischen und existentiellen Fragen: eine Auseinandersetzung mit dem Präzedenzcharakter des Befremdendsten, also den grauenhaften Symptomen der Inhumanität der deutschen Geschichte, die des Künstlers erste Gegenwart war. Mehr als eine Dekade lang gilt das Werk Anselm Kiefers dem eigentlich nicht darstellbaren deutschen Unheil und seinen mythischen und metaphysischen Dimensionen.
Erst graduell gewinnen die Bilder des Künstlers das Zwiegespräch zwischen Poesie und Phy-sik, den Dialog der Welt des christlichen und jüdischen Kultus, der philosophischen Sinnfragen, des Dogmas und der Schuld, und des ›Wunderbaren‹, wenn es die Welt des Phantastischen anspricht und Walter Benjamins »profane Erleuchtung« meint.
Zweifellos ist Anselm Kiefer der bedeutende Mythograph, der poetischste Maler unserer Zeit. Seine demiurgische Arbeit wendet sich gegen alles in künstlerischer Praxis Beherrschte. Sie sucht stattdessen den imaginären Reichtum von Sinnstiftungen mystischer und irdischer Erscheinungen.